SICH SELBST IN DER STILLE FINDEN
Ab und zu brauche ich etwas Zeit für mich, und manchmal reicht es nicht aus, einfach spazieren zu gehen, ein Buch zu lesen, ein Bild zu malen oder was immer ich gerne mache.
Eine wunderbare Möglichkeit, um neu zu starten und den Geist von allem Überschüssigen zu reinigen, ist es, ein paar Tage in Stille zu bleiben.
Ein Schweigeseminar
Normalerweise rede ich, wenn ich auf Pilgerschaft bin, nicht viel, weil ich alleine gehe. Aber ich beobachte immer noch die Dinge um mich herum. Ein Wochenende in der Stille ist eine Herausforderung auf eine ganz andere Art und Weise. Denn hier bin ICH mit mir ganz allein … .
Wir kamen an einem Freitagnachmittag im Januar im Kloster an. Die Bäume sind noch kahl, die Seele in der Stimmung fürs Innehalten, die Einkehr. Ich war begeistert und aufgeregt, da ich fast keine Informationen über dieses Retreat und die Menschen, die hierher kamen, hatte. Erleichterung machte sich breit, als ich hörte, dass jede Person ihr eigenes Zimmer hatte. Nachdem wir uns ein wenig eingelebt hatten, haben wir uns gegenseitig vorgestellt und weitere Informationen über das Programm, wie z.B.: die Zeiten für die Mahlzeiten etc. erhalten.

Der Ablauf
| Lying – Kin Hin – Za Zen | lying – walking – sitting |
| Za Zen – Kin Hin – Za Zen | sitting – walking – sitting |
| Dinner | Dinner |
| Za Zen … | sitting … |
…und das für weitere zwei Tage.
Ich fühlte mich überfordert. Werde ich das durchhalten?

Und dann….
STILLE!
Es ist seltsam, sehr seltsam. Aber angenehm. Zuerst entspannen wir in einer liegenden Position. Die Gedanken sind wirklich laut und drehen sich in meinem Kopf . Nach einer Weile beruhigen sie sich und beginnen zu verblassen. Plötzlich ertönt der Ton einer Klangschale. Hoppla. Ich bin eingeschlafen. Wir wechseln jetzt zum Gehen, immer langsamer und langsamer, mit den Händen auf dem Herzen. Ich kann jetzt loslassen, und Schritt für Schritt ruhig werden. Spüre meinen Körper, und wie meine Füße berühren den Boden berühren, verliere das Gefühl für Zeit. Nach einer weiteren halben Stunde wechseln wir in eine Sitzposition. Es scheint einfach zu sein. Aber das Geräusch in meinem Kopf fängt wieder an. Ich muss mich wirklich auf meinen Atem konzentrieren. Plötzlich wieder ein „Gong“. Die Zeit ist vorbei. Eineinhalb Stunden. Wow. Unglaublich.

Nach einer kleinen Pause für Erfrischungen machen wir einen weiteren Zyklus von einer Stunde Za Zen – Kin Hin – Za Zen. Die Gedanken beruhigen sich, aber der Körper beginnt hier und da zu jucken. Mein Knie fängt an zu schmerzen, ein Fuß wird taub, während wir sitzen. Während des Gehens ziehen die Gedanken immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich kämpfe regelrecht. Was für eine Erleichterung, als die Zeit abgelaufen ist.
Kommunikation geht auch ohne Worte
Es ist sehr seltsam ungewohnt, in einer so großen Gruppe ohne ein einziges Wort zu sein. Nur für dich allein. Man kann die üblichen Rituale nicht nutzen, um sich gegenseitig kennenzulernen. Du kannst nicht einmal nach dem Namen fragen. Aber du brauchst ihn sowieso nicht. Auch keinen Small Talk. Das ist allerdings großartig!
Das Abendessen in Stille ist ein tolles Erlebnis. Die ganze Aufmerksamkeit gilt der Mahlzeit und dem Essen. Es scheint, als ob alles besser schmeckt und einen volleren Geschmack hat. Es ist erstaunlich. Ich liebe es.
Ein letzter Za Zen für den Tag in diesem wunderbaren Raum. Es scheint einfacher zu werden. Aber es ist immer noch schwierig, das Gleichgewicht zwischen einem lauten Geist und dem Einschlafen zu finden.
Der nächste Tag

Wie in der buddhistischen Tradition stehen wir sehr früh auf, um im Dunkeln eine halbe Stunde lang schnell zu gehen. Eine weitere Stunde Meditation vor dem Frühstück. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dies das ganze Wochenende über zu machen. Manchmal habe ich wirklich Lust, aufzugeben. Wird dieser Kampf nie aufhören? Ich glaube, ich habe hierfür überhaupt kein Talent … .
Ich genieße die Zeit zwischen den Zyklen, die ich mit mir selbst allein bin, einen Spaziergang mache, mein Tagebuch schreibe oder zeichne… . Es gibt keinen Grund mehr zu reden. das Bedürfnis schwindet immer mehr. Ich liebe diese stille Art der Kommunikation mit den anderen Mitgliedern der Gruppe. Die Wahrnehmung ändert sich, weil es keine Fakten mehr gibt, die man über die andere Person weiß, nur noch das, was ist.
Am Ende des Tages gibt es eine Überraschung: Ein Musiker, der Freestyle Trompete spielt. Wir liegen auf unseren Matten und hören seine Melodien mit geschlossenen Augen. Wie eine Reise durch verschiedene Länder. Die Musik dringt in jede Zelle meines Körpers ein und erhöht die Schwingung im Raum. Eine Musik, wie diese, habe ich noch nie gehört. Meine Wahrnehmung änderte sich völlig. Alles scheint ohne Wolken und viel klarer zu sein.
Sonntag, der letzte Tag dieser Erfahrung. Wieder früh aufstehen, schnell gehe … . Wir beginnen mit einer Massage unserer Füßen. Unsere Hände wissen genau, wie unsere Füße aussehen und was sie brauchen. Es ist wunderbar und entspannend. Plötzlich merke ich, dass sich meine Gedanken beruhigt haben. Alle Stücke, mit denen ich ankam, fielen an ihren Platz, zu einem großen Gesamtbild. Wow. Wie schön. Ich kann loslassen. Die ganze Unordnung ist weg. Sie ist einfach im Nichts verschwunden. Es ist ein tolles Gefühl. Friedlich und frei.






